Geschichte des VSAK (1911-2011)

von Christian von Faber-Castell

Mit 100 Jahren zwar eine der ältesten Kunsthandelsorganisationen der Welt, wirkt der Verband Schweizer Antiquare und Kunsthändler (VSAK) aber dennoch kein bisschen müde oder altersschwach, im Gegenteil: In harten Kämpfen um die gesetzgeberischen Rahmenbedingungen des einheimischen Kunsthandels und anspruchsvollen Verhandlungen ist er in den letzten 25 Jahren sogar zu ungeahnter Hochform aufgelaufen. Ein kurzer Blick zurück auf die bewegte, spannende, erfolgreiche Verbandsgeschichte öffnet ein umfangreiches Kapitel schweizerischer Kulturgeschichte – und die Zukunft wartet mit mindestens ebenso grossen Herausforderungen auf.

Philippe de Champaigne, L’Annonciation, um 1644

Dass der Verband Schweizer Antiquare und Kunsthändler, der dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, damit inzwischen zu den ältesten Kunsthandelsverbänden Europas zählt, ist an sich schon bemerkenswert. Vor dem historischen Hintergrund der Schweiz noch erstaunlicher ist jedoch die grosse, weit überproportionale Bedeutung, die das kleine Land im Herzen Europas als Drehscheibe im internationalen Kunsthandel hat: Schliesslich war die Schweiz bis zu Beginn der Industrialisierung um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein vergleichsweise armes Agrarland mit einer hohen Auswanderungsquote gen Übersee. Eine Monarchie mit ihren höfischen Strukturen als Rahmen jenes verfeinerten Lebensstils, zu dem eben auch das Sammeln von Kunst und Kabinettstücken gehört, gab es in der Schweiz ja nie. Sammelnden Kunstverstand bewiesen allenfalls einzelne Klöster und Bischöfe, wie etwa die weltberühmte Stiftsbibliothek zu St. Gallen belegt. Und natürlich gab es hierzulande auch jene strahlenden Ausnahmen, die diese Regel, dieses Bild von einer kargen bäuerlichen Kunst- und Kulturwüste bestätigen: Von Zürich aus unterhielt im 16. und 17. Jahrhundert die Goldschmiededynastie Oeri die Königshöfe und Adelshäuser halb Europas mit prachtvoll skulptural geformten goldenen Schwertknäufen und verwandtem Luxus, den sie für reiche Zürcher Grossbürger, denen puritanische Sittengesetze das Zurschaustellen von Goldschmuck untersagten, auch in Messing anfertigten. Und im humanistisch geprägten Basel der Renaissance baute der Jurist Basilius Amerbach schon im 16. Jahrhundert ein umfangreiches Kunst- und Naturalienkabinett auf, das nach seinem Erwerb durch die Stadt Basel im Jahre 1661 sogar zum ersten öffentlichen Museum der Welt wurde.

Geschichte des VSAK
1911–2011

Vom Bauerland zur Kunstmarktmacht

Die Präsenz von hochwertigen Kunstsammlungen und der Initiativgeist von Künstlern, Architekten und Kunstinteressierten, deren Aktivitäten seit dem 18. Jahrhundert dokumentiert ist, sind die Basis für die Gründung des Verbandes der Schweizerischen Antiquitätenhändler (VSAK).

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Seriosität, Stabilität – und ein wenig Sturheit

Die Schweiz entwickelte sich dank einer Reihe von Voraussetzungen, wie beispielsweise den stabilen politischen und sozialen Verhältnissen, zum Zentrum des internationalen Kunsthandels. In anderen europäischen Ländern hingegen und zum Teil schon ab dem 17. und 18. Jahrhundert, waren es vornehmlich die höfischen und klerikale Strukturen, die zu der Tradition des Kunstsammelns führten.

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Tourismus als treibende Kraft

Der Ursprung eines reichen und dynamischen Kunsthandels in der Schweiz hat seine Wurzeln in der Grand Tour, die im 18. Jahrhundert begann und im romantischen Europa des 19. Jahrhundert florierte. Die Alpenlandschaften wurden so zu den Hauptmotiven des lokal produzierten «Reisesouvenirs», das für die Sammlungen von Schweizer Reisenden aus dem Hochadel oder der europäischen Finanzwelt bestimmt war.

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Zuwanderung und Zuwachs in der Zwischenkriegszeit

In der Zwischenkriegszeit ist naturgemäß wenig über den Kunsthandel und noch weniger über den Verband festgehalten worden. Die Mitglieder, meist auf ältere Kunst spezialisiert, haben sich nur am Rande mit dem schwierigen Kapitel der von den Nazis geraubten Kunst befasst. Aufgrund der schwierigen Bedingungen zogen einige deutsche Kunsthändler schon in der Zwischenkriegszeit ins Ausland sowie auch in die Schweiz.

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Nikosthenische Pyxis

Nachkriegszeit

Die Nachkriegszeit markiert einen Entwicklungsmoment des Kunsthandels in der Schweiz wie auch im Rest der Welt. Aufgrund seiner Bemühungen und seiner Kontrolltätigkeiten wurde der VSAK in dieser Zeit als echtes Qualitätssiegel anerkannt. Die offizielle Kunstmesse des Verbandes, die KAM, wurde 1959 zum ersten Mal in Bern organisiert und war Vorläuferbeispiel für internationale Kunstmessen, die antike Kunst zusammenbringen.

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Deregulation und Demontage

Ab den 1960er Jahren wird die Position der Verbände in der Kunstmarktlandschaft durch den Deregulierungstrend geschwächt. Zu den Folgen gehören das Entstehen zahlreicher konkurrierender Kunstmessen, aber auch die Konsolidierung der ursprünglichen Werte des VSAK.

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Renaissance der Verbände

Die Renaissance der schweizerischen Kunsthandelsverbände seit Mitte der 1990er Jahre, ist im Wesentlichen auf den Bundesbeschluss zur Annahme der Unidroit-Konvention zurückzuführen, deren rechtliche Vorgaben ungünstige Einschränkungen für den Kunsthandel mit sich brachten. Die Annahme des UNESCO-Konvention von 1970 führte zu einem Erfolg der Kunsthandelslobby in der Schweiz.

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Unvorhersehbare Entwicklungen und vorbildliche Lösungen

Seit den 1990er Jahren hat sich die Welt des Kunstmarktes durch das Phänomen der «Trophäen» – Kunstwerke, die von einer finanzkräftigen Klientel angefragt werden – und die damit verbundene Unsichtbarkeit der traditionellen Kunsthändler und Sammler stark verändert.

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Ausblick

Infolge der letzten Transformationen, zu denen auch Online-Marktplätze und preiswerte Auktionen gehören, beruht die derzeitige Rolle des VSAK hauptsächlich auf der wachsamen und glaubwürdigen Unterscheidung des Qualitätshandels. Von entscheidender Bedeutung für den Handel mit antiker Kunst ist auch der didaktische Aspekt, neue Sammlergenerationen an ihr jeweiliges Sammelgebiet heranzuführen und ihr Interesse, ihr Verständnis und ihren Sinn für Qualität zu wecken. Wichtig ist dieses Bestreben auch, um mit dem Mythos des nur auf Profit ausgerichteten Kunsthändlers aufzuräumen.

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Getrennt marschieren, vereint schlagen

Weitere wichtige Themen für die Zukunft des Verbandes sind die Beziehungen zum europäischen Markt, die Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gesetzen zur Bekämpfung der Geldwäscherei und die Förderung der Solidarität zwischen Kunsthändlern.

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