Unvorhersehbare Entwicklungen und vorbildliche Lösungen
Natürlich hat der VSAK die einzelnen Schlachten und Scharmützel um diese neuen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht allein geschlagen: Neben engagierten Sammlern, Museumsdirektoren, Juristen und wohlwollenden Parlamentariern haben gelegentlich auch befreundete Branchenorganisationen materiell oder mindestens ideell mitgeholfen. Es ist hier jedoch nicht der Ort, die durchaus unterschiedlichen Verdienste der einzelnen Branchenverbände in diesen Feldzügen und die persönlichen Leistungen zahlreicher Einzelpersönlichkeiten differenziert zu würdigen. Entscheidend ist, dass durch diesen Kampf unter der Ägide des VSAK schwerer Schaden nicht nur für den Kunstmarkt, sondern auch für den Kulturplatz Schweiz abgewandt werden konnte.
Ähnliche Bedrohungen und Abwehrbedürfnisse der Kunstmarktbeteiligten gibt es indes nicht nur in der Schweiz, sondern auch andernorts. Das Ringen um eine realistische, marktverträgliche Formulierung der UNESCO-Ausführungsgesetzgebung für den Kunsthandel in Deutschland ist nur ein Beispiel hierfür. Die beispielhafte Vorarbeit des VSAK in der Schweiz hat dabei immerhin gezeigt, dass ein kluges, mit Augenmass und Kunstmarkterfahrung – nicht nur mit Kunstverstand! – formuliertes Kunstmarktgesetz nicht nur möglich ist, sondern allen Beteiligten, auch dem Kunsthandel, grossen Nutzen in Form einer langfristig überlebenssichernden Rechtssicherheit vermitteln kann.
Diese Leistung des VSAK, seines Vorstandes und seiner drei Präsidenten, von André Kurmann aus Solothurn über Jean-Jacques Berger aus Bern bis zur derzeit amtierenden Zürcherin Jacqueline Aden Hürst, ist umso eindrucksvoller, als gleichzeitig ja auch noch die ganzen weiteren Wandlungen und Neuerungen dieser letzten 25 Jahre zu bewältigen waren. Und diese waren gewaltig: Als der VSAK 1986 sein 75-jähriges Bestehen feierte, schockierte das HIV-Virus, das in kunstnahen Kreisen besonders verlustreich wütete, eine Welt, die sich gerade erst von Seuchen und ähnlichen Plagen befreit wähnte. Zugleich begann am internationalen Kunstmarkt kaum ein Jahr später eine Entwicklung, die das öffentliche Bild des Kunstmarktes wesentlich beeinflussen und leider verzerren sollte: Am 30. März 1987 versteigerte Christie’s in London eines der Sonnenblumenbilder von van Gogh aus dem Jahre 1889 zum damals absurd wirkenden Fantasiepreis von fast 25 Millionen Pfund an eine japanische Versicherungsgesellschaft. Diese Sensation machte jene Spaltung des Kunstmarktes in einen traditionellen, von echten Sammlern und Kennern geprägten Normalmarkt und einen von finanzgewaltigen Grosskunstjägern beherrschten Trophäenmarkt plötzlich weitherum sichtbar. Für den VSAK und seine Mitglieder wirkte sich dies eher nachteilig als vorteilhaft aus. Aus idealistischen, kultivierten Entdeckern, Bewahrern und Vermittlern von Kunstwerken wurden nun plötzlich Kunstbroker und profitversessene Erfüllungsgehilfen einer seelenlosen Kunstspekulation. Tatsache ist, dass das Leben des klassischen, seriösen Kunsthändlers durch solche Kunstmarktsensationen schwieriger wurde, umso mehr, als die Ankaufskonkurrenz der multinationalen Auktionskonzerne hierdurch noch gestärkt wurde.
Der Fall der Berliner Mauer, der Zusammenbruch des Ostblocks und die Entstehung jener neuen Weltordnung, in der die wirtschaftliche Wachstumskraft gen Asien rücken sollte, lagen dagegen noch in einiger Ferne hinter dem Horizont des Absehbaren. Und schliesslich waren damals Bequemlichkeiten wie Mobiltelefone, Internet und E-Mail noch kaum bekannt. All diese Entwicklungen mussten der VSAK und sein Vorstand im Auge behalten, unter dem Blickwinkel des Kunsthandels analysieren und schliesslich angemessen reagieren. Wer sich dabei die eher schwach ausgeprägte Technikaffinität der meisten Antiquitätenhändler vergegenwärtigt, mag sich vorstellen, wie viel Geduld und Hartnäckigkeit nur schon die Einrichtung eines vernünftigen, alle Mitglieder berücksichtigenden Internetauftritts des Verbandes forderte: An der Entwicklung und Perfektionierung der heutigen VSAK-Homepage www.vsak.ch waren denn auch gleich zwei Präsidentengenerationen, Jean-Jaques Berger als Initiator und Jacqueline Aden Hürst als Vollstreckerin, beteiligt – unterstützt immerhin durch das Inhouse-Webdesigntalent des Basler Asiatikaspezialisten Gabriel Eckenstein.