Nachkriegszeit

So stark der Schweizer Kunsthandel unter dem Zweiten Weltkrieg gelitten hatte, so üppig blühte er in der Nachkriegszeit wieder auf, nicht zuletzt auch dank der wieder zurückkommenden Käuferschaft aus dem Wirtschaftswunderland Schweiz. Der rasche Aufstieg der Berner Galerie Stuker zu internationaler Bekanntheit ist dabei nicht die einzige Erfolgsgeschichte: Die 1958 vom damaligen Zürcher Jungkunsthändler Pierre Koller gegründete Galerie Koller – heute Koller Auktionen – avancierte inzwischen unter der Führung seines Sohnes Cyril Koller sogar zu den zehn umsatzstärksten Auktionshäusern der Welt. Dass ihr Gründer Pierre Koller bis heute Mitglied des VSAK ist, illustriert auf besonders sympathische Art das kollegiale Verhältnis zwischen der Schweizer Kunsthändlerelite und dem – einheimischen! – Auktionswesen.

Zu jener Zeit war der VSAK die unangefochtene massgebende Standesorganisation des gehobenen Schweizer Kunsthandels, in die jeder Aufnahme suchte. Die strenge Wachsamkeit, die der Verband bei der Aufnahme neuer Mitglieder walten liess – zeitweilig wurde im Durchschnitt nur einem von fünf eingereichten Aufnahmeanträgen entsprochen – mochte unter den Abgewiesenen für böses Blut gesorgt und später sogar die Gründung einer Konkurrenzorganisation, des Verbandes Schweizerischer Antiquare und Restauratoren (VSAR), ausgelöst haben. Zugleich führte diese elitäre Mitgliederauswahl aber auch dazu, dass die Mitgliedschaft im VSAK international als Gütesiegel anerkannt wurde. Ein weitherum beachtetes Schaufenster dieser Schweizer Kunsthandelselite bildete die 1959 erstmals in Bern unter dem Titel Schweizerische Kunst- und Antiquitätenmesse (KAM) abgehaltene offizielle Verbandsmesse des VSAK. Aus organisatorischen Gründen wurde die Durchführung dieser später nach Basel und schliesslich nach Zürich übersiedelten Eliteschau dann an die eigens dafür gegründete Messegesellschaft KAM AG übertragen. Nicht nur, aber auch als Bollwerk des nicht versteigernden Handels gegen das zu jener Zeit immer aggressiver in Erscheinung tretende multinationale Auktionswesen sollte die jedes Frühjahr und später auch in Zusammenarbeit mit den beiden jüngeren Schwesterverbänden abgehaltene KAM rasch an internationaler Anerkennung und Bedeutung gewinnen. Der glanzvolle, von einer messeunabhängigen Jury stets kompromisslos auf Makellosigkeit getrimmte Verbandsanlass mit seinen typischerweise etwa 100 bis 120 Ausstellern avancierte zur bis nach Japan, Australien und Amerika ausstrahlenden Leistungsschau des schweizerischen Kunsthandels und bezeugte dessen erstaunliches, gleichermassen traditionsverbundenes wie erneuerungsfähiges Potenzial. Tatsächlich konnte man damals auf keiner anderen Kunst- und Antiquitätenmesse der ganzen Welt neben feinstem Augsburger Silber, exquisiter Böttger Keramik und Meissener Porzellan, Miniaturen, Möbeln, Teppichen, Glasmalereien, Antiquitäten aller Art, Schmuck, Asiatika und natürlich auch Malerei und Grafik zugleich ein so konzentriertes, umfassendes Angebot an museumswürdigen Kunstwerken der Antike finden. Von ihrer einzigartigen Verbindung von thematischer Vielfalt und qualitativem Spitzenniveau her mochte die KAM damals – bewusst oder unbewusst – sogar als Vorbild für die nachmals so erfolgreiche Maastrichter TEFAF gesehen worden sein. Ihre Ausstellerschaft, die besondere Konstruktion der Messegesellschaft KAM AG und vor allem deren Leitung durch Dr. Georges B. Ségal boten allerdings stets Gewähr dafür, dass die mit den Jahren zur international anerkannten Eliteschau des Schweizer Kunsthandels avancierte KAM dennoch immer auch als offizielle Verbandsveranstaltung des VSAK in Erscheinung trat – und in Erinnerung bleibt.